Kommunizieren im ,Stiftungsbüro'

Waren Sie schon mal verärgert über den Kommunikationsstil der Kollegen und Kolleginnen – und fühlten sich nicht ausreichend wertgeschätzt? Weil sich die Kollegen und Kolleginnen gar nicht, ‚irgendwie schnoddrig' oder mit ‚komischen Ideen' auf Ihren Anruf hin zurück meldeten? Die junge Generation angeblich nach dem ‚yolo-Prinzip' lebt? ‚Yolo' steht für: you only live once (Du lebst nur einmal). Und was soll das mit ‚Diversity' zu tun haben?

(in: Stiftungsrecht-Plus 03/2014)

Willkommen in der neuen Realität! Längst ist bekannt, dass am Arbeitsplatz - also auch im ‚Stiftungsbüro' - heute mindestens drei Generationen miteinander arbeiten. Generationen, bei denen häufig einzelne ‚Repräsentanten' kaum mehr etwas miteinander verbindet. Die Pluralität der Kommunikationswege und –stile, Erwartungen, Erfahrungen, Einstellungen zu Arbeit, Familie und Freizeit hat häufig zur Konsequenz, dass sich die Generationen im Umgang miteinander unverstanden und nicht wertgeschätzt fühlen. Das kann zu deutlichen Frustrationen und Spannungen führen: Eine Situation, die das Entstehen von Vertrauen am Arbeitsplatz, die Zusammenarbeit und somit erfolgreiche Ergebnisse erschwert. Das gilt bei der Tätigkeit in den Organen und Gremien einer Stiftung genau so, wie bei jeder anderen Zusammenarbeit im Berufsleben.

Typischerweise zieht die ‚ältere Generation' ein 4-Augen-Gespräch oder das Telefon als Kommunikationsmittel vor, wohingegen die Jüngeren lieber per SMS, email oder ‚Sofortnachrichten' kommunizieren; am Arbeitsplatz geht es heute in vielen Bereichen sehr leger und informell zu. Von der Sprache, den Essgewohnheiten über die Kleiderordnung, um nur ein paar typische Beispiele zu nennen. Die Wahrnehmungen darüber, was ‚angemessen' ist, unterscheiden sich deutlich voneinander und sind auch je nach Tätigkeitsfeld und "Zielgruppe" einer Stiftung sehr verschieden.

Das wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Umfeld der letzten 10 – 15 Jahre hat die Werte und Prioritäten insbesondere der Generation Y stark geprägt. Ihre Ambitionen liegen nicht mehr darin, möglichst lange bei einem Arbeitgeber zu verweilen - sobald sie in einer anderen Aufgabe einen größeren Sinn sehen oder ihnen anderswo mehr Flexibilität und ein größerer ‚Kick' versprochen wird verlassen sie ein Unternehmen. Sie sind inhaltlich getrieben und möchten spannende Projekte machen. Dieser ‚neuen' Generation wird einerseits Sprunghaftigkeit aber auch „Unternehmergeist" zugeschrieben, wohingegen die Baby Boomer im allgemeinen Hierarchie und ‚Karriereleitern' wertschätzen. Die Unterschiede ließen sich beliebig fortsetzen. Wie kommunizieren Alt und Jung über diese ‚vermeintlich' unterschiedlichen Ansätze? Wie kommen sie im Unternehmensalltag damit klar? Vielfalt kann bereichernd aber auch anstrengend sein, und sogar zu Konflikten führen.

Die Verantwortung dafür, dieses Konfliktpotential zu minimieren liegt grundsätzlich bei jedem Mitarbeiter. Es geht darum, möglichst vorurteilsfrei die ‚Vorlieben' der Kollegen und Kolleginnen in Erfahrung zu bringen, miteinander darüber zu diskutieren und auf ein gemeinsames Verständnis für die ‚Extreme' hinzuarbeiten. Wichtig ist, überhaupt im Gespräch zu bleiben. Denn angesichts des demografischen Wandels wird die Gruppe der ‚Älteren' (Baby Boomer) nolens volens ein starkes Gewicht nicht nur in der Arbeitswelt sondern beispielsweise auch in der Stadt-, Produkt- oder auch in der Freizeitentwicklung haben. Die Älteren sind zunehmend nicht nur Teil der Mitarbeiterstruktur sondern auch Zielgruppe, Konsumenten, Sponsoren von Projekten, Veranstaltungen, Einrichtungen. Die Herausforderungen der unmittelbaren Zukunft sind jedoch nicht ohne die ‚Jüngeren' zu bewerkstelligen!

Es reicht keineswegs aus, dass die Generationen nebeneinander co-existieren - sie sind im modernen Arbeitsleben und im Stiftungsumfeld aufeinander angewiesen! Insbesondere vor dem Hintergrund gestiegener Komplexität von Prozessen, Entscheidungen und menschlichen Beziehungen sind Vorgesetzte und Führungskräfte angehalten, Spielregeln für die interne und externe Kommunikation zumindest für ihr Team zu definieren und so das persönliche Umfeld zu gestalten.

Kommunikationsstil, Kleiderordnung hin und her: Jeder darf (und sollte) sich selber treu bleiben. Die Zusammenarbeit der Generationen am Arbeitsplatz ist dann erfolgreich, wenn sie der ‚Vielfalt und Andersartigkeit' mit Respekt, Wertschätzung und Toleranz begegnen. Dann kann Arbeiten Spaß machen und es ist für alle eine win-win-Situation.

Auch dies ist gelebte Diversity!